Vortrag: 12:30–13:15 (deutsch)

Ist das ein Graph oder kann das weg? Funktionales Deep Learning in Haskell

Mathematisch betrachtet sind Neuronale Netze parametrisierte Funktionen. Optimierungsverfahren zum Trainieren neuronaler Netze sind higher-order Funktionen, die Parameter anhand von Trainingsdaten optimieren. Bei der Nutzung gängiger Deep-Learning-Frameworks verschwindet die Grenze zwischen dem mathematischen Modell und der Implementierung: Um das Optimierungsverfahren zu realisieren, ist in der Regel eine komplexe Maschinerie nötig, in der neuronale Netze state-behaftete Graphen sind, die zur Laufzeit verwaltet werden müssen. Daran ist leider einiges suboptimal. Neben praktischen Problemen ist das indirekte Programmiermodell mit Graphen schwer zu verstehen, der Fokus auf numerische Arrays verhindert Generalisierung, die Algorithmen sind kompliziert, wesentliche Funktionalität der Programmiersprache kann nicht genutzt werden.

Dank Conal Elliots Compiler-Plugin ConCat verschwindet in Haskell das Graphen-Modell genauso wie die Beschränkung auf numerische Arrays; die wesentlichen Konzepte werden sichtbar - Funktionen, Optimierung und Ableitbarkeit. Das Plugin erlaubt eine generalisierte Formulierung der Kernideen. Die Trennung der neuronalen Netze von ihrer Optimierung erlaubt es z.B., separat über diese Aspekte nachzudenken und sie unabhängig voneinander zu testen und zu verwenden. Ableitungen werden automatisch zur Kompilierzeit generiert.

Der Vortrag gibt Einblicke in Ansatz und Denkweise und enthält Erfahrungsberichte aus der Entwicklung einer Applikation für Anomaly Detection in industrieller Produktion.

Raoul Schlotterbeck

Raoul Schlotterbeck ist Softwarearchitekt bei der Active Group GmbH mit Schwerpunkt Datenanalytik. Er ist ausgebildeter Physiker. Bei der Active Group verbindet er robuste mathematische Theorie mit industrieller Anwendung.

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